Grundlegendes zur Haltung von Katzen
Wenn Sie sich ein Haustier anschaffen, so treffen Sie eine Entscheidung für einen Abschnitt Ihres eigenen Lebens.
Grundlegendes
Sie entscheiden über das ganze Leben des Tieres.
Dem muss nichts hinzugefügt werden, denn damit ist alles gesagt. Eigentlich.
Dennoch stellen wir fest, dass die Entscheidung für ein Haustier oft vorschnell getroffen wird und Halter sich ihrer Verantwortung wenig bewusst sind. Vielen Menschen ist die Tragweite einer solchen Entscheidung nicht klar; sie vergessen, dass Leben mit vielen Veränderungen verbunden ist.
Deswegen möchten wir Ihnen wichtige Punkte nennen, die Sie vor der Entscheidung für ein Haustier durchdacht haben sollten. Wir beziehen uns hier auf Katzen, das Prinzip trifft auf jedes andere Lebewesen genauso zu.
Kaufen Sie nicht bei Züchtern, Zoogeschäften oder Händlern!
Es gibt zahllose Katzen, die in Tierheimen und kleinen Vereinen auf ein liebevolles Zuhause warten. Die „Produktion“ von immer mehr Tieren muss massiv eingedämmt werden um das Leid zu mindern.
Wir unterstützen keine Geschäftsmodelle, die zu einem Mehr von Tieren führen.
Sie treffen eine verantwortungsbewusste Entscheidung, wenn Sie einer Katze ein neues Zuhause geben, die in einem Tierheim oder in einem Katzenschutzverein auf eine Vermittlung hofft – sie wird es Ihnen danken. In diesen Institutionen warten zudem Katzen auf Sie, die einen bereits ausgeprägten Charakter haben, das ermöglicht eine hohe Trefferquote der Bedürfnisse von allen Beteiligten und vereinfacht Vergesellschaftungen.
Eine Katze wird gut und gerne 20 Jahre alt.
Ihre Entscheidung wirkt also viele Jahre nach. Planen Sie daher langfristig und prüfen Sie, ob Ihre Lebensziele damit vereinbar sind.
Wenn Sie in gesetzterem Alter sind, denken Sie daran, dass auch Ihre Lebenszeit begrenzt ist und für Ihre Tiere gesorgt sein muss.
Tiere sind keine Geschenke.
Sie tun niemandem einen Gefallen, dem Sie ein Tier schenken – und dem Tier schon gar nicht. Anlassbezogene Entscheidungen sind schnell wieder revidiert, die Weihnachtsvorfreude ist verflogen und die Geburtstagslaune vorüber.
Wenn sie Dich dessen erachtet, wird eine Katze Dein Freund sein, niemals Dein Sklave.
Théophile Gautier
Klo & Co
Was braucht die Katze?
Wenn die Entscheidung zum Familienzuwachs feststeht, müssen Besorgungen gemacht werden. Die Frage ist: Was braucht die Katze?
Hier die TOP 10:
Katzentoilette
Katzentoiletten gibt es offen und geschlossen, mit und ohne Türen oder Filter. Ob Katzentoiletten akzeptiert werden, liegt in erster Linie an ihrem Benutzer: Ihrer Katze. Filteranlagen sind überflüssig, weil sie weitgehend wirkungslos sind, Türen senken die Akzeptanz oft dramatisch und erhöhen die Staubaufnahme Ihrer Tiere beim Toilettengang enorm. Daher raten wir von Schwenktüren ab. Bleibt also die Entscheidung: offen oder geschlossen.
Wir weisen jedoch explizit darauf hin, dass viele Gründe für Unsauberkeit in der falschen Auswahl von Toiletten zu finden sind.
Wenn Sie Katzen in der Natur beim Toilettengang beobachten, werden Sie feststellen, dass die Katze dafür einen recht ordentlichen Radius braucht.
Wenn Sie Katzen in der Natur beim Toilettengang beobachten, werden Sie feststellen, dass die Katze dafür einen recht ordentlichen Radius braucht.
Fast alle im Handel befindlichen Katzentoiletten sind viel zu klein. Für die Katze ungeeignet sind auch nach innen gewölbte Ränder, die die Toilette einerseits in ihrer nutzbaren Fläche verkleinern, andererseits auch unangenehm beim Anstoßen sind.
Viele Katzen tolerieren dennoch Katzentoiletten, die eigentlich ungeeignet sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich die Katze dort halbwegs wohl fühlt.
Gut geeignet sind fast immer sehr große Toiletten ohne Rand und Haube (gerne auch große Unterteile von Kaninchenkäfigen oder Bettunterkästen aus Kunststoff gewisser schwedischer Möbelhäuser).
Katzenstreu
Es werden Einstreu und Klumpstreu unterschieden. Die meisten Nutzer bevorzugen Klumpstreu, weil sie einfach und hygienisch ist. Zudem werden unterschieden:
Bentonit
Mineralisches Streu (Bentonit) klumpt sehr gut, ist aber sehr schwer und ist biologisch nicht abbaubar. Bentonitstreu müsste genau genommen auf eine Sondermülldeponie, weil es nicht verrottet. Zudem sind die Transportwege bei der Produktion oft absurd lang und die CO²-Bilanz vernichtend. Berichte über gesundheitliche Gefahren für die Katzen sind in zeitlichen Wellen immer wieder zu lesen.
Silikatstreu
Silikatstreu klumpt nicht, staubt aber auch nicht. Auch Silikatstreu ist nicht abbaubar, genau genommen handelt es sich um speziell verarbeiteten Sand. Silikatstreu ist relativ teuer und erfordert eine intensive Toilettenpflege. Durch die Staublosigkeit ist es aber für manche hochsensible Katzen gut geeignet.
Holz-Pellets
Holz-Pellets sind im Grunde „Einstreu-Verkehrt“. Beim Säubern entfernen Sie die ganzen Pellets, durch die Schaufel fällt feiner ‚Sand‘, der entsorgt wird. Die Geruchsbindung ist wie bei jeder pflanzlichen Streu gut, der Zeitaufwand für die Reinigung deutlich größer.
Holz-Streu
Pflanzliches Holz-Streu ist unter gesundheitlichen und ökologischen Aspekten die beste Wahl. Pflanzliches Streu ist biologisch abbaubar, oft sogar kompostierbar sowie ausgesprochen saugstark und leicht. Manche Sorten stauben etwas mehr. Die Geruchsbindung ist sehr gut, die Ergiebigkeit unschlagbar.
Wir empfehlen aus gesundheitlichen, ökologischen und ökonomischen Gründen pflanzliche Klumpstreu!
Beachten Sie bei der Wahl Ihres Streus, dass Katzen mitunter dazu neigen, die Streu zu essen. So, wie sie in der Natur auch manchmal etwas Erde essen.
Im Fall von Bentonit und Silikatstreu kann das tödlich enden, weil das Streu im Magen zu einem schweren Klumpen wird, für dessen Entfernung eine Notoperation notwendig ist.
Schaufel
Eine Schaufel erfordert keine wissenschaftliche Beschreibung – sie sollte einfach zum Streu passen, nicht zu grob, aber auch nicht zu fein sein. Und wenn Sie dann noch farblich zur Toilette passt, umso besser.
Näpfe
Es braucht: einen Futternapf fürs Nassfutter und mindestens einen Trinknapf. Die Näpfe sollten flach und ausreichend groß sein, da Katzen es nicht mögen, beim Essen oder Trinken mit ihren Tasthaaren ständig anzustupsen.
Sie sollten gut zu reinigen sein, es empfiehlt sich Glas, Keramik oder Steingut. Die Reinigung sollte natürlich nach jeder Mahlzeit erfolgen.
Der Trinknapf sollte mindestens zwei oder drei Meter entfernt stehen, gerne auch ganz woanders. Wird hochwertiges Nassfutter gefüttert, kann es auch sein, dass die Katze gar nicht trinkt, anbieten sollte Sie es trotzdem.
Die Flüssigkeitszufuhr ist dennoch die Achillesferse Ihrer Katze. Es kann daher nie schaden, das Futter mit einem kleinen Schluck Wasser anzureichern.
Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen.
Ernest Hemingway
Feucht- oder Trockenfutter
Lesen Sie hierzu die gesonderte Rubrik „Futter„
Kuscheldecke / -höhle
Schaffen Sie kuschelige Rückzugsräume für Ihre Katze außerhalb von Verkehrsknotenpunkten und ohne Durchzug. Ob Körbe, Höhlen, Decken oder Kissen, wird Ihnen Ihre Katze nach ein paar Versuchen selbst zeigen. Die Geschmäcker sind verschieden. Sorgen Sie für etwas Abwechslung, aber entfernen Sie keine Lieblingsplätze.
Kratzbaum
Ein Kratzbaum zum Spielen und Krallenwetzen ist ein Muss. Davon gibt es kleine, mittlere und große, mit Höhlen, Schlafmulden, Leitern, mitunter aus Vollholz oder mit einem wasserabweisenden „Rasenbezug“ für den Balkon.
Beim Kratzbaum sollte man unbedingt darauf achten, dass er stabil steht, dass keine Nägel oder andere scharfe Gegenstände herausstehen, an denen sich die Katze verletzen könnte. Der Sisal sollte auf keinen Fall mit lösungsmittelhaltigem Kleber auf den Stämmen befestigt sein. Achten Sie insgesamt auf eine gute Verarbeitung.
Stellen Sie bei der Auswahl des Kratzbaums sicher, dass wenigstens ein Stamm vom Boden durchgängig bis zu einer Höhe von mindestens 60 cm frei zugänglich ist. Manche Kratzbäume haben bereits im unteren Bereich Kisten oder Häuser – das ist untauglich. Ihre Katze braucht den freien Stamm um sich daran vom Boden aus strecken zu können, damit sie die Krallen ihrer vorderen Tatzen schärfen kann. Noch besser sind frei zugängliche Stämme von einem Meter, bei sehr großen Katzen gerne mehr.
Eine zusätzliche Kratzmatte kann für verschonte Möbel sorgen. Aus Kratzmatten lassen sich wahre Kletterparadiese bauen.
Spielsachen
Spielen ist für die Katzen, besonders wenn sie nur in der Wohnung lebt, sehr wichtig. Es ist ein Ersatz für das Jagen und stillt den Jagdtrieb, den jede Katze hat und den sie ausleben muss.
Am liebsten spielt die Katze interaktiv, das heißt mit einem Katzenfreund oder mit Herrchen oder Frauchen zusammen. Dazu eignen sich beispielesweise Katzenangeln. Es gibt Fellmäuse, Bällchen, Federwedel oder anderes katzengerechtes Spielzeug. Spielzeug, das mit Katzenminze oder Baldrian gefüllt ist, ist besonders beliebt.
Nutzen Sie auf keinen Fall Spielzeug, das Ihre Katze zerbeißen kann. Softbälle, Fellmäuse mit lockeren Federn bzw. mit Kunststoffpins (Augen der „Maus“), Gummibänder, Wollfäden sind zwar reizvoll, sollten aber nicht ohne Aufsicht benutzt werden. Diese Dinge kann die Katze verschlucken.
Schlimmstenfalls bleiben sie im Magen oder Darm stecken und können einen Verschluss verursachen oder zu inneren Verletzungen führen.
Katzen fangen auch gern den Punkt eines Laserpointers. Man muss allerdings darauf achten, den Laserstrahl nie in die Augen der Katze zu richten, da dies zu Verletzungen der Netzhaut führt. Grüne Laserpointer haben eine höhere Lichtausbeute und sind auch bei hellem Tageslicht gut sichtbar (auch im Freien).
Spiele mit dem Laserpointer sollten mit einem Leckerli aufgelöst werden, da das dauernde erfolglose Hinterherjagen zu Frust führen kann.
Schon die kleinste Katze ist ein Meisterwerk
Leonardo da Vinci
Kamm oder Bürste zur Fellpflege
Das ist eine Frage des Fell-Typs und der Begehrlichkeiten. Europäische Kurzhaarkatzen brauchen das eher nicht. Viele Katzen freuen sich aus Erfahrung aber trotzdem über eine sanfte „Bürstenmassage“. Wenn Ihre Katze es nicht mag, muss sie nicht dazu gezwungen werden. Anders bei Katzen mit längerem Fell: Hat Ihre Katze ein längeres Fellkleid, so ist die Fellpflege unerlässlich. Eine Bürste sollte nicht zu harte Borsten haben. Bei Langhaarkatzen mit häufig verfilzten Stellen eignet sich ein Kamm mit rotierende (lose aufgehängten) Zinken – das ziept weniger. Auch hier entscheidet die Katze, was sie lieber mag.
Wir beraten Sie gern.
Transportbox
Hier gibt es eine Reihe ganz klarer Empfehlungen, gerade auch, weil es so viele (und so viele ungeeignete) Modelle gibt:
- Die Box sollte aus leicht zu reinigendem Kunststoff sein. Es kann aus Angst zum Abfluss von Urin oder Drüsensekreten kommen, die rückstandslos entfernt werden müssen.
- Die Tür muss sicher schließen: Drücken Sie innerhalb der Box Boden und Deckenteil auseinander (als würde die Katze drinnen einen Buckel machen). Die Tür darf sich dann nicht aus den Angeln lösen. Das ist kein Scherz sondern ein häufig auftretendes Problem auch bei teuren Boxen!
- Die Box sollte groß genug sein. Sie sollte eine Größe haben, die ausreicht, dass die (ausgewachsene!) Katze in der Box entspannt liegen kann.
- Die Box sollte über eine Tür und zusätzlich von oben zu öffnen sein.
Es ist hilfreich, wenn die Transportbox bei Ihnen daheim stets frei zugänglich ist und auch immer mal wieder bewohnt wird.
Wenn die Box ausschließlich mit einem Tierarztbesuch assoziiert wird, werden die Katzen Ihnen beim nächsten Termin den sprichwörtlichen Vogel zeigen.
Literatur
Unsere Literatur-Empfehlungen
Die richtige Wahl in einer Unzahl von Katzenbüchern zu treffen, ist schwer. Unsere Empfehlungen lauten:
Monika Peichl: „Katzen impfen mit Verstand“
ISBN: 978-3-9811-2592-4
Die Autorin ist Journalistin und hat umfangreiches Wissen über Impfungen vom Haustieren in verschiedenen Medien veröffentlicht. Sie legt Wert auf die Feststellung, nicht zu den Impfgegnern gezählt zu werden. Ein Buch, das wertvolles Wissen aufbaut und wesentliche Grundlagen zum Verständnis des Impfens und seiner Wirkweise schafft. Leider ist dieses Buch nur noch gebraucht erhältlich. Die Folgeauflagen sind verkürzt und beschäftigen sich mit dem Impfen von Haustieren allgemeiner.
Hans-Ulrich Grimm : „Katzen würden Mäuse kaufen“
ISBN 978-3-5520-6049-4
Der Autor hat schon diverse Bücher über Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelproduktion geschrieben. Viele seiner Bücher sind Bestseller. Dieses Buch kann mit Fug und Recht als Schwarzbuch für die Tiernahrungsindustrie verstanden werden. Übrigens: Die Lektüre dieses Buches bewog Reinhard Schüchel das Unternehmen Prosa zu gründen und artgemäßes Tierfutter zu produzieren.
Dr. Jutta Ziegler: „Hunde würden länger leben, wenn …“
ISBN 978-3- 8423-2460-2
Die Autorin ist selbst Tierärztin und hatte nach vielen Jahren den mutigen Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. Ein Schwarzbuch über die Missstände in vielen Tierarztpraxen. Es deckt zudem die Verflechtungen zwischen Tierarztgeschäft und Futtermittelindustrie auf. Das Buch ist mit vielen Fallbeispielen aufgebaut und erklärt, wie gerade nicht therapiert und ernährt werden sollte.
Sabine Schroll: „Miez, Miez – na komm!“
ISBN 978-3-8334-7962-5
Die Autorin ist seit vielen Jahren als Tierärztin tätig. Sie berät insbesondere in Fällen psychischer Störungen. Dieses Buch ist eine Abhandlung darüber, wie Katzenhaltung in der Wohnung so artgerecht wie möglich praktiziert werden kann. Sie erfahren viel über ethologische Grundlagen und detaillierte Informationen zur Katzenpflege und Katzenhaltung.
Eher kritisch betrachten wir allerdings die Empfehlungen zur Ernährung und zur medizinischen Behandlung, hinsichtlich der Erklärungen der Katzenphysiologie und der Katzenpsychologie ist das Buch dennoch sehr empfehlenswert.
Sabine Schroll: „Aller guten Katzen sind … ?“
ISBN 978-3-8990-6431-5
Ein spannendes und informationsreiches Buch für alle, die vorhaben, in einem Mehrkatzenhaushalt zu leben oder es bereits tun. Sie erfahren viele Details über das Sozialverhalten sowie die Probleme und Lösungen im Mehrkatzenhaushalt.
Sarah Heath: „Katzen verstehen“
ISBN 978-3-8956-6183-9 Die Autorin ist amerikanische Tierärztin und Verhaltenstherapeutin. Sie erklärt, warum die Instinkte der Katze sie zu bestimmten Reaktionen motiviert. Lernen Sie diese Instinkte und Verhaltensweisen verstehen. So können Sie es Ihrer Katzen ermöglichen, sie selbst zu sein, ohne dass es zu Problemen mit der menschlichen Umwelt kommt.